Ein Wohnmobil stand schon lange auf unserer Wunschliste. In den 90ern fuhren wir einen selbst ausgebauten T3 - ein schönes Auto, leider von der Fahrzeugbasis her offenbar ein "Montagsmodell". Danach konnten oder wollten wir uns lange kein WoMo mehr leisten; andere Dinge hatten Vorrang.

Vor drei Jahren mieteten wir einen ausgebauten VW T6.1 und fuhren damit nach Schweden. Tolles Erlebnis - aber die tägliche Bettenbauerei nervte. Was für unsere Altersklasse gar nicht in Frage kam: Die Kletterei ins Bett im aufklappbaren Faltdach, zumal hier die Matratze ihren Namen eigentlich nicht verdient. Trotzdem liebäugelten wir mit einem individuell ausgebauten T6.1 (ohne Zwang zum Umbau der Liegefläche). Ein Angebot über 114.000 € lag bereits auf dem Tisch - viel Geld für einen VW-Bus …

Im Jahr darauf der zweite Versuch: ein gemieteter Grand California 680; auch mit dem fuhren wir nach Schweden. Danach war klar: Er ist deutlich größer als ein Bus, fährt sich aber kaum anders. "Deutlich größer" heißt vor allem: Längsbetten und Stehhöhe. Und im Gegensatz zu vielen FIAT-WoMos kann ich mit 2,05 m Körpergröße auf Fahrer- und Beifahrersitz sitzen, ohne meine Beine vorher abzuschrauben. Und ich konnte unter der Oberkante der Windschutzscheibe durchschauen. Und überhaupt - wir hatten mehrere Fahrzeuge aus dem FIAT-Konzern, das prägt …

Also, nach unserem Urlaub suchten wir - und wurden fündig. Ein Grand California 680 stand fix und fertig beim Händler: teuer, deutlich teurer als ein durchschnittliches FIAT-WoMo, aber hoffentlich mit entsprechendem Gegenwert. Seit inzwischen zwei Jahren sind wir damit unterwegs: erst kürzere Touren, ein dreiwöchiger Urlaub, jetzt eine mehrmonatige Ostsee-Umrundung, die dem Auto wegen vieler hundert Kilometer schlechter Straßen technisch einiges abverlangte. Zeit für ein Zwischenfazit: 

Was überzeugt am GC - und wo besteht Optimierungsbedarf?

Nebenbei: Auf dem Stellplatz in Wismar sprach mich ein Hymer-Fahrer an:

"Neu gekauft …?"

"Ja".

"Das war ein Fehler. So etwas kauft man, wenn es ein, zwei Jahre alt ist und der Vorbesitzer die Mängel beseitigt hat."

Er hatte leider nicht ganz unrecht - die Liste kleiner und mittlerer Mängel ist branchenweit oft lang, und zwar markenübergreifend. Doch erst einmal zu den positiven Seiten …


Gründe für den Grand California

Nach mehreren Messebesuchen und einem Termin bei einem Wohnmobilausbauer war klar: Wenn Wohnmobil, dann auf Basis VW Crafter oder MAN TGE. Ein FIAT kam trotz des günstigeren Preises (bis zu zwei Drittel) nicht infrage - mit 2,05 m saß ich dort schlicht nicht bequem; siehe oben.

Ein Muss: Stehhöhe. Der Grand California bietet 2,07 m - perfekt. Ebenso entscheidend: die Betten. Wegen meiner Länge kamen nur Längsbetten in Frage, auch das erfüllt der GC. Noch dazu ist die Bettenbreite so bemessen, dass man auch nebeneinander schlafen kann, wenn man sich einmal lieber aus dem Weg gehen möchte - und das passiert auf monatelangen Reisen mitunter.

Dazu kam die Gestaltung. Wir wollten ein Fahrzeug, das innen wie außen stimmig wirkt. Holzfurnier oder gar Holzimitat-Plastik ist nicht unser Ding, und eine weiße Außenlackierung kam ebenfalls nicht infrage - wir stehen gern unauffällig.

Gefunden haben wir unseren GC bei einem Händler in Darmstadt: zu ca. 90 % passend zu unseren Vorstellungen. Eine Dieselheizung hätten wir bevorzugt, dieses Modell hatte eine Gas-/Strom-Heizung - damit lässt sich leben, auch wenn man in Skandinavien und insbesondere in Finnland mit dem Gas arg haushalten muss. Wintercamping in Skandinavien würden wir damit nicht machen wollen, die Flaschen wären zu schnell leer und man bekommt sie nicht so einfach wieder befüllt. So hatte bei unserer Reise (im Sommer) die eine LPG-Tankstelle in Kiruna aufgegeben und die in Alta konnte wegen Reparaturbedarf kein Gas liefern.


Was wir gut finden: Die Fahrzeugbasis

Design außen

Gefällig, ohne Aggro-Look (und auch nicht mit den manierierten Designfehlern der FIAT-Fronten - aber das ist Geschmackssache). Dazu bietet der GC Details wie die elegant integrierte Kassettenklappe (bei vielen Kastenwagen ist das oft mehr als unschön gelöst), doch dazu später mehr …


Fahreindruck

Das Auto fährt sich wie ein PKW. Sicher sind 4,2 to zäher als ein Arteon mit 280 PS zu bewegen und sicher wirft sich da eine Schrankwand in den Fahrtwind, aber wir können wirklich nicht klagen. In den Kurven gibt es keine Probleme, das Auto fährt zügig durch die Kurven ohne dass man Angst haben muss, im Graben zu landen.

Auf der Autobahn fährt er sich erstaunlich ruhig, Wind- und Motorengeräusche sind gut gedämmt, die Federung schluckt Unebenheiten souverän, und auch nach mehreren Stunden hinter dem Steuer fühlt man sich nicht ausgelaugt. Der Motor (mehr dazu gleich …) in Verbindung mit der Achtgang-Automatik liefert genügend Drehmoment, um auch beladen und an Steigungen souverän voranzukommen. Man spürt zwar jederzeit, dass man ein schweres Fahrzeug bewegt, aber der GC bleibt stets beherrschbar.

Das Teil ist natürlich kein Sportwagen: Die Fahrzeuggröße macht sich deutlich bemerkbar. Kurvige Strecken und enge Straßen oder Ortsdurchfahrten verlangen Konzentration und etwas Gelassenheit. Richtig gut fühlt sich das Fahren auf Landstraßen bei gemäßigtem Tempo (unserer darf angesichts seiner 4,2, to ohnehin nicht schneller als 80 bzw. 100 km/h fahren) ein Gefühl von Gelassenheit und Übersicht. Seitenwind bleibt ein Thema, doch ein Seitenwindassistent und die solide Straßenlage sorgen dafür, dass man auch hier die Kontrolle behält. Der GC ist definitv weniger LKW als PKW.

Trotz seiner über 6,80 cm Länge und 2,80 Höhe wirkt der GC nicht unhandlich, sobald man sich an die Dimensionen  gewöhnt hat. Rückfahrkamera, Parksensoren, gute Rückspiegel und die hohe Sitzposition erleichtern das Manövrieren auf engem Raum. Beim Bremsen zeigt sich, wie solide das Fahrwerk ausgelegt ist: Das Gewicht bringt längere Bremswege mit sich, aber die Bremsen packen hinreichend kräftig zu.

Der Verbrauch ist für ein Fahrzeug dieses Gewichts und dieser Größe bar jeder Kritik und liegt bei rund 9,5 l/100 km. Es gibt Hybrid-Fahrzeuge, die verbrauchen mehr …

Fazit: Mal abgesehen davon, dass ich mit einem VW-Bus auf der Autobahn fast schon in einen Geschwindigkeitsrausch kommen kann, fährt sich der große Bruder auch nicht viel anstrengender. Und das LKW-artige Feeling eines FIAT-Wohnmobils ist dem GC auch nicht zueigen.

Grand California auf einem Stellplatz in Skandinavien


Was wir nicht so gut finden: Die Fahrzeugbasis

Die Liste ist länger und fängt beim Basisfahrzeug an - trotzdem würden wir den GC wieder kaufen. Aber: Wie bei den meisten intensiv genutzten WoMos gibt es Optimierungsbedarf. Schauen wir uns mal die Fahrzeugtechnik an:


Motor

Der Diesel-Vierzylinder (EA288) treibt hier ein 4,2-to-Fahrzeug an (original wird der GC 680 mit 3,88 to ausgeliefert). Mit 177 PS geht es flott voran, dennoch wirkt das Aggregat für die Fahrzeugmasse unterdimensioniert; ein Sechszylinder würde m.E. besser passen – aber was weiß ich schon. Frage: Wie lang hält der kleine Motor unter der Dauerlast solcher Reisen, wie wir sie machen …?

Zusätzlich belasten moderne Abgas- und Effizienzsysteme (Start-Stopp, DPF, AGR, AdBlue) die Motortechnik. Umweltpolitisch mögen diese Zusatzaggregate sinnvoll sein, aber deren Komplexität geht zwangsläufig zulasten der Haltbarkeit. Ich bin kein Freund davon, Autos mit irssinigen EU-Vorgaben auf eine mehr oder minder willkürlich gesetzte Euro-6-Norm zu quälen.

Ein weiteres Thema: der als "nasslaufend" ausgeführte Zahnriemen: Heißes Öl und Riemen sind auf Dauer keine Liebesbeziehung - reißt der Zahnriemen, und das ist immer eine Zeitfrage, denn er wird irgendwann reißen (wenn er nicht vorher gewechselt wird), droht ein kapitaler Motorschaden. Und ein Zahnriemenwechsel gehört zu den teureren Wartungsarbeiten.

Kurz: Zwischen Nachhaltigkeitsanspruch (Ressourcen schonen, Lebensdauer verlängern) und realer Praxis (höhere Komplexität, teurere Reparaturen, schnellerer Fahrzeugwechsel) klafft eine verdammt große Lücke.


Fahrwerk

Der lange Radstand bringt einmal Ruhe ins Fahrverhalten und zum zweiten habe ich ich hinten nicht den Überhang vieler anderer Wohnmobile (auch vieler Kastenwagen) - aber ich habe die Gefahr von Bodenkontakt im Bereich zwischen den Achsen. Und damit kommt der GC auf unebenem Untergrund ganz schnell an seine Grenzen, wie wir mehrfach unschön erfahren mussten.

Trittstufe: Sie ist das Teil, was neben dem langen Radstand der größte Faktor ist, der dem GC die Bodenfreiheit nimmt. Sie liegt tief, sammelt Dreck und setzt schnell auf. In Lettland konnten wir eine Schnellstraße nicht anfahren, weil die Einmündung einem Knick glich; in Finnland sorgten Fährfahrten für Schweißperlen. Ehrlich gesagt wunderte mich gerade nach Fährfahrten, dass die Trittstufe noch immer dran geblieben ist. Konsequenz: die Trittstufe fliegt raus - ein klappbarer Tritt tut’s auch.

Höherlegung: Bis zu 9 cm mehr Bodenfreiheit wären mit einem anderen Fahrwerk möglich (mit größerer Bereifung). Das bringt dann Luft unterm Auto, ist aber teuer. Die Entscheidung steht noch aus.

Bereifung/Felgen: Unser GC kam mit Loder AT auf 17”-Lismore-Felgen (18”-Delta-Felgen waren zum Kaufzeitpunkt nicht lieferbar und ich weiß auch nicht, ob die außer der Optik so sehr große Vorteile gebracht hätten). Die Loder sind eher "halbe ATs" - irgendwo zwischen Serien-Ganzjahresreifen und echtem AT. Vorteile: sie sind leise, der angebliche Mehrverbrauch ist nicht bemerkbar. Für viel Asphalt völlig ausreichend. Nachteil: vorne war bereits nach 35.000 km innenseitig das Profil runter. Möglicherweise würden wir bei einem anstehenden Wechsel doch auf richtige ATs wechseln (z.B. General Grabber etc.), die bieten (hoffentlich) noch mehr Widerstandsfähigkeit auf etwas raueren Wegen.

Felgen: Schicke Alus würden wir heute nicht mehr wählen: Schotter und Bremsstaub nehmen ihnen schnell den "schicken" Glanz. Schlichte Stahlfelgen hätten es auch getan - das Problem: es gibt weder 17"- noch 18"-Zoll-Stahlfelgen.


Elektrik

VW kann viel - Software … na ja.

Infotainment:

Das Infotainment-System, also das, was vorne in der Mitte des Armaturenbretts gleichermaßen Navigationssystem und Konfigurationshilfe sein soll, ist teilweise nervtötend (das ist bei VW übrigens kein Einzelfall): Funktionsreich, aber unübersichtlich. Stauinfo nur im Abo, Navigation lückenhaft; wir weichen meistens auf Google Maps aus (dort führt "Autobahn meiden" & Co.allerdings auch mal auf Phantomstraßen …).

Ärgerlich: Häufige System-Abstürze, Freezes, CarPlay-Aussetzer - wir kennen das aus früheren VW-Modellen (wir hatten zwei Arteons und einen Tiguan mit ähnlichen Problemen). Und natürlich hängt das System immer im falschen Moment. Einziger Ausweg ist dann: Reset. Manchmal mehrmals hintereinander …


Was wir gut finden: Der Wohnteil

Innenraum: Aufgeräumt, die angeschrägten Oberschrankfronten schaffen Luftigkeit (auch wenn das Befüllen etwas tricky ist). Manche sagen "Zahnarztpraxis" - wir kommen ursprünglich aus dem Medizinumfeld, vielleicht mögen wir es deshalb sachlich.

Ergonomie: Vorn habe ich mit langen Beinen und in der Höhe ausreichend Platz; die Stehhöhe passt; die Längsbetten sind lang genug und mit fast 1,70 m Breite bequem - auch, wenn man mal Abstand braucht.

Bad/Klo: Die Dusche ist zweckmäßig und leicht sauber zu halten. So, wie das sein muss. Und das Gewurstel mit "Raumbad" oder ähnlichem gibt es hier auch nicht. Manch einer bevorzugt eine Trenntoilette oder was auch immer – ich kann mich nicht damit anfreunden, also bleibt das so wie es ist.


Was wir nicht so gut finden: Der Wohnteil

Die Liste ist länger - trotzdem würden wir den GC wieder kaufen. Wie bei den meisten intensiv genutzten WoMos gibt es aber Optimierungsbedarf.


Kassettenklappe

Wir kommen mit der serienmäßigen Thetford-Kassette zurecht - "groß" vermeiden wir an Bord möglichst. Für den Notfall nutzen wir Flexaport (= Hundekotbeutel im "Blumentopf"). Nicht schön, aber praktisch und preiswert.

Vorbildlich ist die saubere Integration der Kassettenklappe. Problem: Karosserie und Rahmen dehnen sich thermisch unterschiedlich aus; die Verklebung arbeitet, der Rahmen reißt - und Feuchtigkeit wandert in den Schacht. Und Wasser ist der natürliche Feind jedes WoMos.

Unsere Klappe wurde bereits zweimal ersetzt (zuletzt mit Neulackierung). Die Garantie greift derzeit noch, die Langzeitlösung ist unklar. Manche GC-Besitzende berichten von mehreren Tauschaktionen.


Elektrik

VW kann viel - Software … wir sagten es schon …

Das sensible KFG: Das Kunden-Funktionsgerät integriert die Aufbauelektrik. Wenn es hängt, spinnen die Anzeigen (CU an der Duschwand), Heizung, Ambientelicht, Pumpe. Ursache: meist KFG, nicht die Hardware.

Workarounds:

  • Ambientelicht kurz ein/aus (warum das hilft, weiß wohl nur VW).
  • Aufbauelektrik über den Batteriehauptschalter für ein paar Minuten aus/ein.
  • Notfalls den KFG-Stecker unter dem Handschuhfach kurz ziehen/stecken. Dorthin zu gelangen ist akrobatisch - "Da sollen Sie als Kunde gar nicht ran", sagt die Werkstatt. Blöd, wenn die nächste Werkstatt beispielsweise in Skandinavien 300 km weg ist. Unsere Lösung: ein Verlängerungskabel. Seitdem: Ruhe.

Hauptschalter-Position: Ab Werk ist sie im Technikschrank - mit voller Heckgarage schlecht erreichbar, erst recht bei Regen. Umbauidee: Verlegung nach hinten unter die Außendusche. Ein Spezialist in Wuppertal soll es für überschaubares Geld umsetzen.

Bordbatterie: Ungewöhnliche Anordnung (Starterbatterie hinten, Aufbaubatterie vorn). Verbaut ist eine 92-Ah-AGM, nutzbar sind real ~45 Ah. Für autarkes Stehen recht schwach - Landstrom wird so schnell zur Pflicht.


Der Küchenblock

Optisch stimmig, die Kühlbox-Schublade finden wir praxistauglich, auch wenn die Schublade schwer zu öffnen ist. Aber die Dometic Koch-/Spül-Einheit ist zu knapp bemessen: Große Pfannen stoßen an die Glasabdeckung; verschenkter Platz. Die Spüle taugt nur als Notlösung - große Teller/Töpfe passen nicht. Dann eben Spülen im Klappwaschbecken der Dusche …

Der Wasserhahn wirkt spielzeughaft (und das ist schon die "verbesserte" Version). Hinter dem Hahn trocken/sauber zu halten, ist mühsam. Das aktuelle GC-Modell hat einen anders konstruierten Hahn - vermutlich rüsten wir nach.


Die Oberschränke

Die Kritik "da passt nichts rein" teilen wir nicht. Ja, unten ist wegen der Schräge weniger Platz, oben frisst eine Trägerverkleidung Volumen. Mit länglichen Packtaschen (Amazon) passt es: nichts fliegt lose herum, notfalls fällt eben die ganze Tasche raus - und ist schnell wieder verstaut.

Was nervt, sind die Verschlussriegel. Wir fahren oft eher etwas ruppigere Straßen; ein Schrank geht dann immer auf - besonders der untere über dem Küchenblock. Im neuen GC sind die Riegel überarbeitet; wir rüsten vielleicht nach.


Der nutzlose Router

Der Lesswire-Router war teuer und ist schwach: schlechter Empfang, nur 4G, jeder iPhone-Hotspot ist dem Router überlegen. Updates gibt’s auch keine mehr - dass VW das Teil überhaupt anbot, ist fragwürdig (in den neueren GC-Versionen entfällt er aus gutem Grund).

Da wir unterwegs arbeiten und streamen wollen, brauchen wir eine verlässliche Lösung. Kandidat: Starlink - oder etwas ganz anderes. Zur Not zwei Konservendosen, die mit einer Schnur verbunden sind …


Der blecherne Sound

Die Serienlautsprecher füllen den Innenraum klanglich nicht. Eine Bluetooth-Soundbox macht’s deutlich besser.


Bereits erfolgte Veränderungen

Bereifung

Ab Werk Conti VanContact, direkt getauscht auf Loder AT (17”, 18” war beim Kauf nicht lieferbar – siehe oben). Für unseren Mix aus Asphalt und Schotter okay; beim nächsten Wechsel ggf. gröber (General Grabber o.ä.). Die ADAC-Diskussion über AT-Reifen können wir aus unserem Einsatzprofil heraus nicht bestätigen: Auf Pisten zählen Grip und robuste Seitenflanken.


Fahrradträger

War dran, haben wir abgebaut - Kopfstoß-Gefahr. Geplant waren zwei Brompton in der Heckgarage; de facto nutzen wir sie selten (wer sie uns abkaufen möchte, darf sich gerne melden). Die verbliebenen Airline-Schienen lassen sich anders einsetzen: Wir brauchen sie für ein Toolboard von Styyl, auf dem dann Sandboards befestigt werden.


Heckauszug

Erleichtert den Zugriff auf die Pack-Boxen/Klappräder in der Heckgarage. Obenauf Airline-Schienen: Ladung sichern, rausziehen, fertig. Oder umgekehrt.


Sitzbezüge

Die Originalbezüge sind nicht campingtauglich (jeder Wassertropfen macht Flecken, und trist grau sind sie auch). Drive Dressy-Bezüge: top Stoff, wohnlicher Look; Montage anstrengend, nach 1,5 Jahren erste Falten - besser als Serie, aber nicht perfekt.

Drive Dressy-Bezüge im VW Grand California


Frontscheibenverdunkelung

Die VW-Lösung dunkelt kaum ab und wirkt wie ein nasser Lappen. Project Camper sitzt hingegen und funktioniert - die Montage ist ähnlich umständlich wie beim VW-Original, qualitativ aber eine andere Liga.


Gastankflaschen

Schwere Flaschen seitlich aus dem engen Kasten wuchten? Nie wieder. Zwei fest installierte Tankgasflaschen mit Außenstutzen – teuer, aber Gold wert. Wobei auch schon klar sein muss, dass es mit dem Nachtanken in einigen Ländern schwierig wird.

TravelMate-Tankgasflaschen im VW Grand California


Zusätzliche Lithium-Batterie

Zur 92-Ah-AGM haben wir parallel vier BOS-Lithium-Packs eingebaut (unsichtbar im Technikschrank, parallel am Hauptschalter). Trotz Kritik an Leitungswegen, die wir mehrfach hörten und angeblich fragwürdiger Integration in die Fahrzeugelektrik: Der Fachbetrieb, der das umgesetzt hat, verbaut es regelmäßig und hatte wohl noch nie Probleme - bei uns bislang ebenfalls problemlos.

BOS-Akku-Pack im Technikschrank des VW Grand California


Auflastung

Serie: 3.880 kg. Testwiegung (volle Tanks, kaum Gepäck): 3.890 kg. Es musste also eine Auflastung her. Papiergutachten, keine Technikänderung - jetzt 4,2 to. Wie "komfortabel" die Gewichtsreserve ist, prüfen wir lieber nicht …

Dass die Abwicklung über einen namhaften Betrieb hanebüchen war, steht auf einem anderen Blatt. Ein Haufen Geld für ein ewiges Hin- und Herschreiben wegen offensichtlicher Fehler im Gutachten. Der betreffende Betrieb antwortet übrigens nicht mehr und die Fehler sind immer noch Gutachten …

Nachtrag: Mittlerweile sind die Einträge im KFZ-Schein korrekt.


Möbelbau

Die Möbel haben von Haus aus keine Facheinteilung. Man kann sich darüber ärgern und sagen: "Was hat sich VW denn dabei gedacht?". Man kann es aber auch positiv sehen und sagen: "VW lässt mit jegliche Freiheit, es so zu gestalten wie ich will". Also: nachgerüstet haben wir im schmalen Schrank neben dem Klo/Dusche eine Facheinteilung – das ist unser Lebensmittelschrank. Nachgerüstet haben wir Facheinteilungen in den beiden Schränken rechts und links hinter dem Küchen-/Duschbereich und nachgerüstet haben wir Fachböden im Heckschrank auf der Fahrerseite (da lagern Werkzeug, Ersatzteile, der Grill und ein Notfallgaskocher).


Geplante Veränderungen

Trittstufe weg

Praktisch, aber riskant. Wegen Bodenfreiheit und Radstand fliegt sie raus. Eine kleine mobile Trittleiter reist zukünftig mit und tut es auch. Ich möchte sowieso nicht wissen, wie diese Thule-Trittstufe den Sand in Nordafrika (unsere kommende Tour) überleben soll.


Reserverad-Halterung

15.000 km Ostseeumrundung ohne Reserverad sind ein wenig unentspannt. Die Serienhalterung unter dem Chassis passt nicht zur Lismore-Felge, eine passende 17”-Stahlfelge gibt’s nicht, nur ein Doppel-Rad mit dem man allenfalls bis zur nächsten Werkstatt kommt. Die Lösung: eine Heckhalterung für das Reserverad - nicht hübsch, aber nötig.


Starlink statt Lesswire …?

Option: Dachantenne; den Router über den bisherigen Lesswire-Stromkreis, um ihn via CU schalten zu können - keine Ahnung, ob das geht. Alternativen prüfen wir noch. Immerhin würde die Starlink-Antenne vielleicht auch ersparen, dass man sich außerhalb der EU ständig neue SIM-Karten kaufen muss.


Höherlegung

Bei vielen Schotterpisten ist Luft unterm Auto willkommen. Bis zu 9 cm (mit größerer Bereifung) sind möglich. Die Entscheidung ist offen - immerhin ist das ein ziemliches Investment; zuerst verschwindet aber die Trittstufe.


Toolboard

Der Fahrradträger wurde gleich beim Kauf entfernt (siehe oben). An die verbleibenden Airline-Schienen kommt ein Toolbaord für die Sandboards. Letztere mögen wie Overkill daherkommen, denn wir wollen ja nicht in den Dschungel. Aber nicht nur einmal wären wir aus aufgeweichten Wiesen nicht mehr ohne fremde Hilfe herausgekommen - und dazu jedesmal die Fussmatten aus dem Fahrerhaus zu nutzen, ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Kann man mal machen, ist aber nicht wirklich der Hit.

Styl-Toolboard am Heck des VW Grand California


Bergehaken

Der werkseitigen Abschleppöse wollen wir keinen 4,2 t zumuten. Richtige Bergehaken werden zumindest vorne nachgerüstet; der Aufwand hält sich in Grenzen. Hinten kann man an der Tragkonstuktion der Anhängerkupplung eine Öse montieren statt des Hakens.


Mängelliste nach zwei Jahren

Unser GC hat 5 Jahre Garantie - gut so. Mit 2 Jahren stehen an:


Basisfahrzeug

  • Spurwechselassistent rechts ohne Funktion (mittlerweile behoben)
  • Infotainment stürzt regelmäßig ab (wir wurden auf ein Software-Update vertröstet)


Ausbau

  • Hekis hinten und vorne: Risse
  • Untere Oberschrankklappe über Küchenblock öffnet sich ständig
  • Badspiegel löst sich bei Hitze
  • Heckdusche läuft nach (Kugelventil funktioniert nicht)
  • Heizung schaltet immer wieder mal ab → Update der CU?
  • Abwassertank-Anzeige zeigt falsche Werte (damit muss man wohl leben)
  • Dachhimmel löst sich (vorn über Staukasten und zwischen Badtür und Küche)
  • Abdeckung Beifahrersitz hat Beule (vom Drehen)
  • Küchenschublade (rechts, Mitte) hat Schraube verloren, hängt schief
  • Küchenschublade (links oben) lässt sich nicht mehr richtig öffnen und schließen
  • Stift an Dusch/Toilettentür fehlt - nur wo …?


Fazit: Trotzdem alles im Lot

Die Mängelliste wirkt lang, ist aber größtenteils Kleinkram (Ausnahme: die Kassettenklappe; hier suchen wir eine dauerhafte Lösung). Unterm Strich ist der GC ein großartiges Reisefahrzeug, fährt sich PKW-ähnlich, verbraucht moderat und gefällt uns innen wie außen. Das "Zahnarztpraxis-Feeling" ist Geschmackssache - uns ist es lieber als Holzimitat. Höherlegung, Reserverad & Co. sind Sonderwünsche; dafür kann VW wenig. Für unsere Art zu reisen sind sie dennoch sinnvoll.