Es ist der Albtraum vieler Reisender: Man sitzt irgendwo in einem Café, macht ein paar Fotos in einer belebten Stadt oder steigt in den Bus – und plötzlich ist das iPhone weg. Für viele ist das Smartphone unterwegs mehr als nur ein Telefon. Es ist Kamera, Navi, Geldbörse und Notizbuch in einem. Wenn es gestohlen wird, bricht einem im ersten Moment nicht nur ein Stück Technik weg, sondern auch ein Stück Sicherheit.
Ich habe genau das erlebt. Und fast noch schlimmer als der Diebstahl selbst war der Versuch von Betrügern, die Situation auszunutzen. Ich hatte mein iPhone bei Apple als gestohlen gemeldet, meine SIM-Karte bei O2 deaktiviert – und ein paar Tage später erhielt ich auf andere zu meinem Vertrag gehörenden Telefonnummern eine SMS: Das iPhone sei gefunden worden und Ich solle auf einer durchaus professionell erscheinenden, aber letztlich doch merkwürdigen Webseite meinen Zugangscode eingeben, damit man mir das Gerät zuschicken könnte. Die URL bzw. Webadresse dieser Seite sah zwar auf den ersten Blick "apple-ähnlich" aus, war es aber nicht. Aber das ist klassische Masche: Mitten in der Aufregung hoffen Betrüger, dass du unachtsam klickst und deine eigenen Daten preisgibt.
Wichtig zu wissen: Apple schickt niemals SMS mit Links zu fremden Domains. Den Status eines bzw.. deines Geräts kannst du ausschließlich über die Seite icloud.com/find oder in der App Wo ist? prüfen. Alles andere ist Phishing und gehört sofort gelöscht.
Den Status deines Geräts kannst du hier abfragen:
Und genau da wurde mein Smartphone als nicht aufgefunden verzeichnet – auch während die ominöse Seite behauptete, das iPhone wäre gefunden worden und ich solle „nur“ meinen Geräte-Code eingeben. Aber: Nur die Apple-Seite ist für mich relevant.
Was Du sofort tun solltest
Der erste Schritt nach einem Diebstahl ist der „Gang“ in die Wo ist?-App oder auf die oben beschriebene iCloud-Seite. Dort lässt sich dein iPhone als verloren markieren. Damit wird es automatisch gesperrt und ist für andere, also auch für jene, die es entwendet haben, unbrauchbar. Auf Wunsch kannst du eine Nachricht hinterlassen, die auf dem Sperrbildschirm erscheint, wenn das iPhone vom „Finder“ eingeschaltet wird – mit einer Telefonnummer für ehrliche (!) Finder. Wer möchte, kann auch einen Löschbefehl auslösen. Sollte das iPhone irgendwann wieder online gehen (was so einfach nicht geht - siehe unten), werden alle deine persönlichen Daten automatisch entfernt.
Wichtig dabei: Auch nach einem Löschen bleibt die Aktivierungssperre bestehen. Das heißt, niemand kann dein Gerät neu aufsetzen, solange es mit deiner eigenen Apple-ID verknüpft ist.
Warum du das Gerät im Account behalten musst
Viele stolpern über die Frage: Soll ich das gestohlene iPhone aus meinem Account entfernen? Die Antwort ist eindeutig: Nein. Solange es im Account bleibt, ist es mit deiner Apple-ID verknüpft, und die Aktivierungssperre verhindert, dass es jemand wieder in Betrieb nimmt. Entfernt du es hingegen aus deinem Account, ist das Gerät plötzlich wieder frei – und Diebe könnten es ohne weiteres nutzen oder verkaufen.
Apple empfiehlt deshalb ausdrücklich, ein gestohlenes iPhone im Account zu belassen, oft über Monate hinweg oder sogar dauerhaft, zumindest solange der Diebstahl nicht endgültig geklärt ist. Manchmal taucht ein Gerät nach Wochen oder Monaten tatsächlich wieder auf – durch Polizeiarbeit oder weil es irgendwo abgegeben wird.
Geduld gehört dazu
Es kann sein, dass dein gestohlenes iPhone noch lange in der eigenen Geräteliste auftaucht. Für manche ist das eine unangenehme Erinnerung, für andere einfach nur ein stiller Platzhalter. Aber genau dieser Platzhalter sorgt dafür, dass niemand anderes das Gerät jemals aktivieren kann. Wer möchte, lässt es dauerhaft dort stehen. Es kostet nichts, schadet nicht – und ist die sicherste Variante.
Die Apple-ID absichern
Wer Opfer eines Diebstahls geworden ist, sollte zusätzlich die eigene Apple-ID absichern. Das bedeutet vor allem: Passwort ändern und eine Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren, falls das noch nicht geschehen ist. So ist sichergestellt, dass niemand von außen auf deine iCloud-Daten zugreifen kann. Auch die Liste der vertrauenswürdigen Geräte sollte man sich genau anschauen. Unbekannte Geräte lassen sich abmelden – dein gestohlenes iPhone hingegen bleibt bewusst in deinem Account, damit die Sperre aktiv bleibt.
Und was ist mit den Backups?
Wer ein iPhone verloren hat, fragt sich, ob er nach einem Diebstahl noch an ihre Daten kommt. Die Antwort ist zum Glück beruhigend: Deine iCloud-Backups sind an deine Apple-ID gebunden, nicht an das konkrete Gerät. Selbst wenn das alte iPhone in der Geräteliste verbleibt, kannSt. Du auf einem Ersatzgerät problemlos das letzte Backup wiederherstellen. Allerdings: Wenn du das Backup aktiv in der iCloud-Speicherverwaltung löschst, ist es unwiederbringlich verloren. Also solltest du mit dem Löschen warten, bis du das neue Gerät komplett und funktionsfähig aus dem Backup wiederhergestellt hast. Wenn alles funktioniert, kannst du die Backups des alten, verlorenen Geräts auch löschen. Immerhin belegen sie einige GB des kostbaren iCloud-Volumens.
Das neue iPhone richtest du völlig unkompliziert ein. Im Laufe des Einrichtungsprozesses wirst du gefragt, wie du das neue iPhone einrichten möchtest: Das Beste ist, es aus dem Backup des alten wiederherzustellen. Du suchst dir das neueste Backup heraus und folgst den Anweisungen. Die Wiederherstellung selbst führst du in einem gut funktionierenden WLAN durch. Und dann brauchst du Zeit. Es vergehen Stunden bis das Systembackup und alle Apps wieder heruntergeladen sind. Dabei wird grundsätzlich auch das neueste Betriebssystem aufgespielt.
Und mache die Übertragung aus dem alten Backup nicht im Telefonnetz ohne WLAN – du würdest viel zu viel Datenvolumen verbrauchen. Von der Übertragungsgeschwindigkeit einmal abgesehen
Und danach...
Grundsätzlich funktioniert dein neues iPhone danach (bis auf das Telefonieren und einige Dienste, die mit der Telefonnummer verknüpft sind. Allerdings musst du dich bei etlichen Accounts neu anmelden. Damit das unkompliziert geht, solltest du alle Anmeldedaten parat haben – und genau dafür sind Passwortmanager eine gute Lösung (bei einfachen Ansprüchen genügt auch die iOS-eigene Schlüsselbundverwaltung).
Etwas mehr Aufwand braucht es bei den in der Wallet gespeicherten Karten oder bei Bank-Accounts. Hier musst du dich ggfs. neu verifizieren.
Was ist mit der SIM-Karte?
Die SIM-Karte solltest du bei deinem Provider möglichst schnell sperren lassen. Für das neue iPhone benötigst du dann eine neue SIM-Karte. Wichtig: Du brauchst keine neue Telefonnummer für eine neue SIM-Karte.
Nach der Aktivierung der neuen SIM-Karte solltest du ganz normal telefonieren können.
Nochmal zusammengefasst
Hier sind die Schritte als Stichpunkte zusammengefasst\:
- iPhone als gestohlen melden → in Wo ist?-App oder über icloud.com/find sperren und ggf. Nachricht hinterlassen.
- Nicht aus dem Account entfernen → Aktivierungssperre bleibt aktiv, Gerät für Diebe unbrauchbar.
- Phishing ignorieren → Apple verschickt keine SMS mit Links, nur Status in Wo ist? prüfen.
- Apple-ID absichern → Passwort ändern, Zwei-Faktor aktivieren, vertrauenswürdige Geräte prüfen.
- Backups nutzen → Neues Gerät aus iCloud-Backup wiederherstellen; alte Backups erst nach erfolgreicher Einrichtung löschen.
- Neue SIM-Karte → Alte sperren, Ersatz-SIM aktivieren, Telefonnummer bleibt.
- Zugangsdaten bereithalten → Für Accounts, Wallet-Karten und Bank-Apps neu anmelden.
- Fazit → Ruhe bewahren, Gerät gesperrt lassen, Daten bleiben geschützt – vielleicht taucht es sogar wieder auf.
Fazit
Ein iPhone-Diebstahl auf Reisen ist mehr als ärgerlich, aber er muss nicht gleich zum GAU werden. Entscheidend ist, ruhig zu bleiben und die richtigen Schritte zu kennen. Das Gerät als verloren markieren, auf keinen Fall aus dem Account entfernen, Apple-ID absichern – und sich von Betrugsversuchen per SMS oder Mail nicht ins Bockshorn jagen lassen.
Das iPhone selbst ist damit zwar weg, aber die eigenen Daten und die Kontrolle über den Account bleiben in den richtigen Händen. Und wer weiß: Manchmal hat man Glück, und es taucht eines Tages wieder auf.